Die Zukunft des Bargeldes beschäftigt Politiker, Wissenschaftler und Verbraucher gleichermaßen. Die maßgebliche Frage: Wie wichtig bleiben Scheine und Münzen, wenn die digitalen Zahlungsmittel zunehmend den Zahlungsverkehr dominieren? Was bedeutet das für Deine Freiheit, Deinen Datenschutz und Deine finanzielle Selbstbestimmung? Erfahre mit GeldMehrWert, welche Szenarien zur Zukunft des Bargeldes auf uns zukommen können, welche Rolle die Deutsche Bundesbank und der digitale Euro dabei spielen – und wie Du Deine finanzielle Entscheidungsfreiheit auch während dieses Wandels sicherst.
Die aktuelle Lage: Wie steht es um das Bargeld?
Auch wenn alles digitaler wird: Bargeld ist nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen. Laut der Deutschen Bundesbank erfolgen über 50 % aller Zahlungen im stationären Handel per Bargeld. Dabei ist die Barzahlung besonders in ländlichen Regionen, bei älteren Menschen und bei kleinen Beträgen stark verbreitet. Trotzdem verändert sich die Infrastruktur rund ums Bargeld: Immer mehr Geldautomaten und Filialen werden deutschlandweit abgebaut, was den Zugang zu Bargeld für viele Bürger erschwert. So schrumpfte die Anzahl von 2002 bis heute von rund 59.000 auf 51.000 zusammen. Aus diesem Grund setzt sich die Bundesbank mit Nachdruck dafür ein, den Zugang zu Bargeld stabil zu halten.
Als Reaktion auf den Rückgang von Geldautomaten und die Digitalisierung des Bankwesens entstehen neue Konzepte rund um die Bargeldinfrastruktur. Die wohl bekannteste ist das Abheben von Bargeld an der Supermarktkasse, wobei sich auch viele Tankstellen und selbst Apotheken an der Bargeldauszahlung beteiligen. Zusätzlich sind viele Banken Partnerschaften mit beispielsweise der Cash Group oder Cashpool eingegangen, wodurch die Kunden auch an Automaten anderer Mitgliedsbanken Geld abheben können – kostenlos. Nicht zu vergessen ist, dass die meisten großen Banken mittlerweile über Banking-Apps verfügen. Mit diesen können Kunden nicht nur bezahlen, sondern ebenfalls bequem und meist ohne Karte an allen teilnehmenden Automaten Geld abheben.
Die Zukunft des Bargeldes im Blick: Drei Szenarien der Bundesbank
Die Studie „Die Zukunft des Bargeldes“ der Deutschen Bundesbank skizziert drei Szenarien bis zum Jahr 2037:
- Bargeldlose Gesellschaft: Das Bargeld verschwindet nahezu vollständig. Zahlungen erfolgen demnach fast völlig digital.
- Hybride Bezahlwelt: Das Szenario geht von einer Koexistenz von Bargeld und digitalen Zahlungsmitteln aus, wobei der Bargeldanteil weiterhin rückläufig bleibt.
- Bargeld-Renaissance: Durch einen gesellschaftlichen Wertewandel steigt die Bargeldnutzung rapide an, während die digitalen Zahlungen zurückgehen.
Die Bundesbank betont, dass in allen drei Szenarien das Bargeld als formal gesetzliches Zahlungsmittel bleibt – nur der Zugang und die Akzeptanz ändern sich. Entwickelt wurde die Studie auf Basis von Literaturrecherchen, Interviews und empirischen Umfragen mit Bürgern und Beteiligten aus dem Zahlungsverkehr und unter Mitwirkung von Prof. Nils Thies, Magdalena Soetebeer und zahlreichen Bargeldakteuren. Sie ruft dazu auf, die Wahlfreiheit beim Bezahlen zu sichern und mahnt gleichzeitig vor einem schleichenden Strukturwandel, bei dem die Bargeldnutzung nahezu unbemerkt zur Ausnahme werden könnte.
Wichtig bei der Einordnung: Die Szenarien sind ausdrücklich keine Prognosen, sondern zeigen lediglich Möglichkeiten und Warnsignale einer zukünftigen Entwicklung. Wohin diese verläuft, ist schließlich von Innovationen, gesellschaftlichen Werten und politischen Entscheidungen abhängig.
Die drei Szenarien im Detail
Szenario 1: Eine hyperdigitale Bezahlwelt, in der Bargeld verschwindet
In der ersten möglichen Entwicklung, die die Deutsche Bundesbank in ihrer Studie beschreibt, verschwindet das Bargeld fast vollständig aus dem Alltag. Dieses Szenario beschreibt eine sogenannte hyperdigitale Bezahlwelt, in der nahezu alle Zahlungen ausschließlich über digitale Kanäle erfolgen – sei es über die klassische Karte, das Smartphone, die Smartwatch oder den digitalen Euro, der als staatlich kontrolliertes Zentralbankgeld fungieren könnte.
Was bedeutet das konkret im Alltag?
Bankfilialen gibt es kaum noch, Geldautomaten werden zu einer Rarität, und auch im Einzelhandel ist die Barzahlung praktisch abgeschafft. Selbst auf Wochenmärkten, in Behörden oder im öffentlichen Nahverkehr wird nur noch digital bezahlt. Händler, Dienstleister und Verwaltungen sehen deshalb kaum noch einen Anreiz dazu, Bargeld anzunehmen. Die Folge: Die Bezahlvorgänge sind vollständig digitalisiert, bequem, schnell und in vielen Fällen sogar automatisiert.
Doch diese vermeintliche Effizienz birgt erhebliche Risiken:
- Datenschutz wird zum großen Thema. Denn jeder Zahlungsvorgang hinterlässt Spuren, die ausgewertet, weiterverkauft oder überwacht werden könnten.
- Abhängigkeit von Technik bedeutet: Wenn das Internet ausfällt oder ein technischer Defekt auftritt, steht der gesamte Zahlungsverkehr still.
- Digitale Ausgrenzung betrifft insbesondere ältere Menschen, Menschen ohne Smartphone oder ohne Zugang zu einem Bankkonto. Sie könnten vom Wirtschaftsleben ausgeschlossen werden.
Auch die Frage nach der finanziellen Autonomie stellt sich neu: In einer bargeldlosen Welt kontrollieren Banken, Plattformen und Zahlungsdienstleister vollständig, wann und wie Du bezahlen kannst – und wer es überhaupt darf. Für viele Bürgerinnen und Bürger stellt das einen massiven Verlust an Selbstbestimmung dar.
Die Bundesbank mahnt in diesem Szenario zusätzlich zur Vorsicht: Der Übergang zur bargeldlosen Gesellschaft erfolgt möglicherweise nicht durch politische Entscheidung, sondern durch eine Verkettung stiller Prozesse, beispielsweise durch den schleichenden Abbau der nötigen Bargeldinfrastruktur oder fehlende Akzeptanzstellen. Am Ende könnte das Bargeld deshalb verschwinden, ohne dass es jemand aktiv beschlossen hat.
Szenario 2: Die hybride Bezahlwelt – Zwischen Wahlfreiheit und schleichendem Rückgang
Das zweite Szenario – und derzeit wahrscheinlich das realistischste – beschreibt eine sogenannte hybride Bezahlwelt, in der Bargeld und digitale Zahlungsmethoden nebeneinander existieren. Der Unterschied zur hyperdigitalen Zukunft liegt darin, dass Verbraucher theoretisch die Wahl haben: Barzahlung oder Karte, Smartphone oder digitale Währung; alles ist je nach Situation und persönlicher Präferenz möglich.
Doch auch in dieser möglichen Entwicklung bleibt ein zentrales Merkmal bestehen: Der Bargeldanteil nimmt kontinuierlich ab. Zwar bleibt Bargeld verfügbar, aber es wird immer seltener verwendet. Gründe dafür sind unter anderem:
- Digitale Zahlungsmethoden werden aktiv beworben und als einfacher, schneller und hygienischer präsentiert.
- Händler und Dienstleister bevorzugen bargeldlose Zahlungen, weil sie keine Kassenabrechnungen, Wechselgeld oder Transportkosten mehr haben.
- Junge Menschen wachsen mit der digitalen Welt auf und greifen aus Gewohnheit zur Karte oder zum Handy.
Was macht dieses Szenario so kritisch?
Es birgt die Gefahr der Passivitätsfalle. Das heißt: Wenn der Zugang zum Bargeld langsam eingeschränkt wird und gleichzeitig weniger Händler Bargeld annehmen, verändert sich das Bezahlverhalten der Menschen automatisch. Viele verzichten dann einfach auf Bargeld, und das nicht, weil sie es unbedingt wollen, sondern weil es zunehmend unpraktisch wird. Die Studie spricht hier vom Risiko eines „strukturellen Rückbaus“. Wenn niemand einschreitet – weder die Politik noch gesellschaftliche Gruppen – verschwindet das Bargeld einfach nach und nach, weil es nicht genutzt wird. Das Recht auf Barzahlung bleibt zwar formal bestehen, wird in der Realität praktisch entwertet.
Daher fordert die Bundesbank in diesem Szenario klar:
- Den Zugang zu Bargeld sichern, besonders in ländlichen Regionen.
- Die Akzeptanz von Barzahlung im Handel fördern, beispielsweise durch gesetzliche Vorgaben.
- Die Wahlfreiheit erhalten, damit Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft selbst entscheiden können, wie sie bezahlen.
Szenario 3: Die Bargeld Renaissance – Rückbesinnung auf alte Werte und Sicherheit
Das dritte Szenario beschreibt eine gegenläufige Entwicklung: die Bargeld-Renaissance. Hier gewinnen Münzen und Scheine nach Jahren der rückläufigen Nutzung plötzlich wieder an Bedeutung. Die Gründe dafür sind vielfältig, und sie haben weniger mit Technik, dafür aber mehr mit Vertrauen zu tun.
Auslöser für diese Renaissance könnten zum Beispiel sein:
- Datenskandale oder Missbrauch von persönlichen Zahlungsdaten bei Online-Zahlungen.
- Systemausfälle bei großen Zahlungsdienstleistern oder in Folge von Cyberangriffen.
- Eine zunehmende Skepsis gegenüber den Plattformen, Banken und Regierungen, die den Zahlungsverkehr kontrollieren.
- Eine gesellschaftliche Debatte über Freiheit, Privatsphäre und Selbstbestimmung.
In diesem Szenario erkennen viele Menschen erneut die Vorteile von Bargeld, die da wären:
- Es funktioniert ohne Technik und damit auch bei Stromausfall oder Internetproblemen.
- Es ist anonym, lässt sich nicht zurückverfolgen und schützt die Privatsphäre.
- Es vermittelt ein bewusstes Verhältnis zu Geld: Ausgaben werden spürbarer und der Konsum bewusster.
In diesem Szenario wird Bargeld zum Instrument einer modernen, vielfältigen Bezahlwelt, in der Technologie nicht die Freiheit ersetzt, sondern lediglich ergänzt. Es ist Ausdruck eines neuen Bewusstseins dafür, dass Bezahlen auch politisch ist und nicht nur eine Frage der Funktionalität.
Auch die derzeit kritisierten Euro-Münzen wie die Zwei-Cent-Münzen erfahren neuen Zuspruch, da sie für viele ein greifbares Stück ökonomischer Selbstbestimmung symbolisieren.
Was bedeutet dieses Szenario für Politik und Handel?
In diesem Szenario der Bargeld-Renaissance stehen Politik und Handel vor der Aufgabe, die Bargeldinfrastruktur gezielt auszubauen. Das bedeutet: neue Geldautomaten, verbesserte Möglichkeiten zur Bargeldrückgabe sowie eine wachsende Zahl an Akzeptanzstellen im stationären Handel. Parallel dazu wird immer deutlicher, dass Bargeld mehr ist als ein bloßes Zahlungsmittel: Es ist ein Ausdruck von Zugang, Teilhabe und Selbstbestimmung.
Verbraucherschutz- und Sozialverbände unterstreichen in diesem Zusammenhang, dass Bargeld als demokratisches Gut betrachtet werden sollte und dementsprechend für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein muss, unabhängig von Technikaffinität, Einkommen oder der sozialen Herkunft.
Der Einfluss des Digitalen Euro
Der digitale Euro ist eine von der EZB geplante digitale Zentralbankwährung. Sie soll zwischen 2028 und 2029 auf den Markt kommen und ist im Gegensatz zu Kryptowährungen als staatlich kontrolliertes, stabiles und gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt. Wichtig ist hierbei: Der digitale Euro soll Bargeld lediglich ergänzen, nicht ersetzen – wobei anzumerken ist, dass er das Smartphone als Zahlungsplattform weiterhin stärkt. In der Praxis könnten Bürger so jedoch künftig zwischen Barzahlung und digitalem Guthaben bei der Zentralbank wählen. Das wäre ein Schritt weiter zur hybriden Bezahlwelt.
Rechtliche Grenzen: Warum Bargeld nicht einfach abgeschafft werden kann
Obwohl die EU über eine Bargeldobergrenze diskutiert, ist die komplette Abschaffung rechtlich kaum möglich. Laut Artikel 128 des Vertrags über die Arbeitsweise der EU (AEUV) sind Euro-Banknoten und -Münzen ein gesetzliches Zahlungsmittel. Auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in Urteilen bestätigt, dass die Barzahlung grundsätzlich akzeptiert werden muss.
Zwei-Cent-Münzen & Co: Was wird aus unseren Münzen?
Die Zukunft der Zwei-Cent-Münzen ist ungewiss. Viele EU-Staaten diskutieren über eine Abschaffung, weil die Produktion der Zwei-Cent-Münzen kostspielig ist, die Umwelt belastet und die Münzen selbst mittlerweile kaum noch genutzt werden – stattdessen werden sie gehortet.
Pro- und Kontra-Liste zu Zwei-Cent-Münzen
| Pro | Kontra |
| Macht exaktes Bezahlen möglich | Hat ein hohes Gewicht und viel Platzbedarf |
| Fördert aktiv den Griff zur Barzahlung, besonders bei Kleinstbeträgen | Ist teuer in der Herstellung |
| Ist ein traditioneller Bestandteil des Bargeldes und hat kulturellen Wert | Ist aufgrund des Metallverbrauchs eine Belastung für die Umwelt |
In Deutschland ist aktuell keine Abschaffung geplant, aber die Diskussion gewinnt an Dynamik – vor allem durch die Erfahrungen anderer Länder mit Rundungsregeln an der Kasse, durch die der Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen eingedämmt wird. Finnland ging hier bereits 2002 als Vorreiter voran: Bei Barzahlung wird jede Summe auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag gerundet, weshalb die kleinsten Münzen praktisch aus dem Zahlungsalltag verschwunden sind. Zuletzt führten Estland und Litauen Rundungsregeln ein, die seit 2025 landesweit verpflichtend sind.
Das Fazit: Die Zukunft des Bargeldes aktiv mit GeldMehrWert gestalten
Die Zukunft des Bargeldes steht noch lange nicht fest, sondern wird tagtäglich von der Technologie, Gesetzgebungen, gesellschaftlichen Werten und der finanziellen Bildung gestaltet. Sie liegt nicht allein in der Hand der Politik, im Gegenteil: Du kannst diese Zukunft mit Deinem Bezahlverhalten aktiv mitgestalten. Wie das am besten geht und was es sonst noch rund um die Zukunft des Bargeldes zu wissen gibt, erfährst Du auf unserem YouTube-Kanal GeldMehrWert – Jürgen Wechsler. Hier findest Du detailliertes Hintergrundwissen, Tipps für Verbraucher und Handlungsempfehlungen für die Zukunft des Geldes – damit Du Dich informiert entscheiden kannst. Unter dem folgenden Link kannst Du Dir gleich ein Video zum Thema Bargeld ansehen:
Wird Bargeld in Deutschland bald abgeschafft?
Nein. Auch wenn digitale Zahlungen zunehmen, bleibt das Bargeld laut EU-Recht und Bundesbank ein gesetzlich garantiertes Zahlungsmittel. Eine vollständige Abschaffung ist derzeit nicht geplant.
Was bedeutet der digitale Euro für mein Bargeld?
Der digitale Euro soll Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Er ist als zusätzliche, staatlich abgesicherte digitale Bezahlform gedacht.

